Wenn ein Mensch kein System praktiziert, das die Lebensenergie zu sammeln und aufzufüllen hilft, wird diese Energie mit der Zeit immer mehr aufgebraucht, und man wird immer älter und schwächer.
In dem Moment, wenn diese Energie für die Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen nicht mehr ausreicht, stirbt man.
In der Zhong Yuan Qigong Schule spricht man von drei verschiedenen Energiearten (bzw. drei Ebenen der Energie).
1. Die erste Ebene – die ursprüngliche Lebensenergie.
Diese bekommen wir von unseren Eltern mit der Geburt.
Das untere Dantian enthält die Energie der ersten Ebene, auch Lebensenergie oder Nebelenergie genannt. Sie stammt aus der mütterlichen Eizelle und dem väterlichen Spermium bei der Zeugung.
Diese Energie können wir innerhalb der physischen Körper der Menschen, Tiere und Pflanzen sehen, und auch außerhalb in der Natur. Sie gibt es überall und sie sieht wie Nebel aus.
Im menschlichen Körper ist das die ursprüngliche Energie der Nieren.
Der Mensch verbraucht diese Energie sein Leben lang, und sie kann nicht mit herkömmlichen Methoden wieder aufgefüllt werden.
Wenn ein Mensch schwache Gesundheit hat, bedeutet das, dass die Lebensenergie für die normale Lebensfunktion des Organismus nicht ausreicht und vermehrt werden muss.
Wenn man aber das Energieniveau im Unteren Dantian steigert, hilft das den Gesundheitszustand rasch zu verbessern und den Organismus zu stärken.
Durch das Praktizieren von Zhong Yuan Qigong, kann man die Menge der Lebensenergie steigern: mit solchen Übungen, wie der Große Baum, Energieaufnahme aus der Außenwelt, Energieaufnahme durch die Haut, Ernährung durch den Bauchnabel.
2. Die zweite Ebene - die Energie des Lichts.
Mit ihrer Hilfe funktionieren die inneren Organe des menschlichen Organismus. Das Mittlere Dantian ist ein Reservoir für die Lichtenergie, es strahlt diese Energie in den ganzen Körper aus.
Die Energie des Mittleren Dantians ist schwer zu beschreiben, sie kann aber mit dem dritten Auge gesehen werden. Die Energie des inneren Lichts unterscheidet sich von der Energie des üblichen, äußeren Lichts. Mit dem dritten Auge sieht man im Körper Licht aus einem Körperteil in den anderen fließen, ähnlich wie die Sterne im Himmel sich bewegen. In einer Meditation kann man auch Lichtenergie in den Körper hineinkommen sehen.
3. Die dritte Ebene - die transzendentale Energie.
Sie kann man nicht sehen, aber wir wissen, dass wir über diese Energie verfügen. Diese Energie kann man weder mit den normalen Augen (wie die Nebelenergie), noch mit dem dritten Auge (wie die Energie des Lichtes) wahrnehmen.
Um diese Art von Energie für die Veränderung des Körpers zu benutzen, muss man dazu bereit sein. Die transzendentale Energie ist überall vorhanden, aber sie verändert die Menschen bei weitem nicht immer. Ihr Einfluss auf einen einzelnen ist mit dem Entwicklungsniveau des Bewusstseins verbunden. Wenn das Bewusstsein bereit ist, die Veränderungen einzugehen, kommen sie auch, wenn nicht – passiert nichts.
Solche Veränderungen finden normalerweise in einem tiefen Ruhezustand des Körpers und Geistes, d.h. während der „Pause“, statt. Das ist der Zustand der tiefen inneren Stille, wenn der vordere Teil des Gehirns zu arbeiten aufhört. Von der Seite her, scheint der Mensch manchmal ohnmächtig geworden zu sein.
Die Veränderungen, die dabei passieren, nimmt der Praktizierende selber nicht unbedingt wahr, aber für die Außenstehenden sind sie deutlich und fallen regelrecht auf.
Unter dem Einfluss der transzendentalen Energie (Energie der dritten Ebene) verändert sich die Struktur des physischen Körpers auf DNA Niveau und das Bewusstsein wird gereinigt.
Wenn das Bewusstsein sehr rein ist, kann das als etwas Ungewöhnliches aussehen. So ein Mensch kann zum Beispiel nicht lügen oder heucheln, er kann die Schicksale der Menschen und die Wechselbeziehungen aller Dinge sehen, denn das dritte Auge beginnt aktiv zu funktionieren.
Der Sitz der transzendentalen Energie ist die wichtigste Stelle im menschlichen Körper. Es ist sozusagen der Anfang des Lebens, der Ursprung des Menschen. Das Kind beginnt sich im Mutterleib vom Hinterkopf an zu entwickeln. Danach entsteht das Rückenmark und das Gehirn, und dann die anderen Organe und Körperteile.
Normalerweise kommt die Energie durch den Kopf in den Körper hinein und fließt im Wirbelsäulenkanal nach unten; wenn wir Zhong Yuan Qigong praktizieren, lassen wir die Energie im Rückemarkkanal nach oben steigen, und somit wird der Sitz der transzendentalen Energie ständig stimuliert.
Beim Praktizieren kann der Kanal im Kopf geöffnet werden. Damit bekommt man die Möglichkeit, die Energie direkt aus dem Universum zu empfangen. Diese Energie ist sehr wohltuend für den menschlichen Organismus, ähnlich wie Wasser für die Pflanzen: wenn regelmäßig gegossen, wachsen und gedeihen sie gut. Außerdem hat diese Energie direkt mit der Lebensdauer des Menschen zu tun, beeinflusst also die Langlebigkeit.
Die Praktik
Beim Praktizieren zerstört man den alten Zustand, der von niedrigeren Energien geprägt war, und kommt in einen anderen Zustand mit höheren Energien. Unter dem „Zustand“ wird hier zum Beispiel der Gesundheitszustand gemeint, wenn der Mensch größere oder kleinere Gesundheitsprobleme hat.
Der neue Zustand ist auch von einem eigenen energetischen Gleichgewicht gekennzeichnet, aber auf einem höheren Niveau. Die Praktiken von ZYQ sind somit eine Methode, das Alte zu zerstören, damit das Neue sich entwickeln kann.
Also, wenn man lang genug praktiziert, zerstört man das alte Gleichgewicht, und ein neues etabliert sich auf einem neuen, höheren Niveau. Wenn man aber mit dem Üben aufhört, bevor das neue Gleichgewicht erreicht worden ist, kehrt man bald zu seinem alten Zustand zurück. Damit der neue energetische Zustand sich festsetzen kann, muss man intensiv praktizieren.
Das Praktizieren hilft uns also, die Balance im eigenen Körper mehrfach zu zerstören und wiederherzustellen, um eine höhere Qualität zu erreichen.
Zum Beispiel, bevor man mit dem Üben begann, litt man unter schlechter Blutzirkulation und hatte immer kalte Extremitäten. Nach einiger Zeit Praktizieren werden Füße und Hände heiß, so dass man sogar keine Handschuhe in der kalten Jahreszeit tragen muss. Das bedeutet, dass man einen neuen Zustand der Balance im Körper, mit einer besseren Blutzirkulation, als Ergebnis des Übens erreicht hat.
Es ist wesentlich leichter, von der Energie der höheren Qualität zur niedrigeren überzugehen; umgekehrt ist es schwer. In diesem Fall braucht man den ersten Energie-„Anstoß“, der von einem Lehrer gegeben wird.
Wenn man längere Zeit selber praktiziert, bekommt man neue Fähigkeiten für die Veränderung des eigenen Körpers und Behandlung anderer Menschen.
Text: Niederschrift der Vorlesungen von Großmeister Xu Mingtang
Übersetzung ins deutsche: Nataliya Urban