In Zhong Yuan Qigong spielt das selbstständige Üben eine extrem große Rolle.
Einige einfache Regeln sorgen für den Fortschritt, die Klarheit und die Sicherheit beim Praktizieren, besonders am Anfangsstadium.
Wenn man den Körperzustand verbessern möchte, gilt es: häufig (möglichst jeden Tag) üben, viele bewegliche Übungen und den Großen Baum praktizieren. Die Dauer des Übens muss dafür nicht besonders lang sein.
Für die Selbstentwicklung, Förderung der Weisheit und der besonderen Fähigkeiten usw. gilt es: den stillen Übungen den Vorzug geben und lieber länger am Stück praktizieren, auch wenn man sich dafür nicht jeden Tag Zeit nehmen kann (z.B. nur am Wochenende). Warum?
Um sich zu entwickeln, muss man unbedingt die tiefgreifenden Geisteszustände, wie Stille oder Pause, erreichen, und das geht nicht „aufs schnelle“. Deswegen ist seltener und länger üben für diesen Zweck sinnvoller.
Beispiel: wenn man etwas Wasser zum kochen bringen will, nutzt es nichts, den Wasserkocher jede Stunde für zwei Minuten einzuschalten. Besser ist es, ihn einmal zehn Minuten lang zu erhitzen und somit das gewünschte Ergebnis zu erreichen.
Sollte man längere Zeit nicht geübt haben, aus welchem Grund auch immer, darf man sich dafür nicht schuldig fühlen und das Praktizieren ganz abbrechen. In ZYQ sagen wir, dass das, was wir in der Praktik bereits erreicht haben, bleibt auch bei uns. Man kann sich von dieser Stufe weiter vorwärts bewegen.
Wir praktizieren auf der Suche nach der „goldenen Mitte“ in allen Bereichen des Lebens.
Deswegen darf man die Praktik weder zu „locker“ und unverbindlich, noch zu verbissen oder übereifrig nehmen, selbst wenn man beim Praktizieren einen sehr angenehmen, euphorischen Zustand erreichen kann, oder mit jemandem anderen mithalten will.
Man praktiziert für das Leben, und nicht lebt für die Praktik.
Dies ist eine Regel, die quer zu den herkömmlichen Erfolgsratschlägen steht.
Aus der Sicht des Qigong ist es aber ganz einfach: wenn man sich sehr stark ein bestimmtes Ergebnis wünscht, ständig an etwas denkt und sich danach sehnt , kreiert man eine starke Dominante im Bewusstsein, die den ganzen Prozess der Praktik, d.h. den freien Fluss der Energie und die Entspannung des Geistes, verhindert.
Wenn man sich selber und der Praktik vertraut, natürlich und gelassen übt, kann man, manchmal überraschend für sich selber, sehr gute Ergebnisse erreichen.
Das praktizieren von Zhong Yuan Qigong ist gut mit anderen Gesundheits- und Entwicklungswegen kompatibel. Hier gibt es keine Verbote und keine Gebote.
Man muss sich aber im Klaren sein, was ZYQ oder eine andere Praktik einem geben kann und wie das mit Ihren persönlichen Bedürfnissen und Lebenszielen übereinstimmt.
„Fa“, eine gute Methode, ist sehr wichtig für die Entwicklung in Qigong.
Denken Sie daran oder fragen Sie nach, was Sie mittels dieser oder anderer Methode erreichen können. Denken Sie darüber, was Ihre Ziele in der Entwicklung sind und ob sie mit Hilfe von dieser Praktik erreichbar sind.
Wenn man selbstständig übt und nicht wirklich weiß, welche Übung man jetzt praktizieren soll, ist es immer empfehlenswert, der eigenen inneren Stimme zuzuhören und zu vertrauen.
Man praktiziert, um sich wohl zu fühlen.
Die äußeren Umstände und der innere Zustand des Menschen ändern sich stets, deshalb kann man vom Mal zu Mal unterschiedliche Bedürfnisse haben. Die Dauer, die Auswahl und die Reihenfolge der Übungen können sich variieren.
Das Gleichgewicht von Yin und Yang bedeutet u.a. das Gleichgewicht zwischen Stille und Bewegung. Auch wenn man genaue Anweisungen bekommen hat, dass man mehr stille oder mehr bewegliche Übungen praktizieren soll, darf man das Gegenteil nicht völlig außer Acht lassen.
Bewegliche (dynamische) Übungen braucht man für die Gesundheit des Körpers, damit das Qi und das Blut gut fließen können. Darauf kann man nur dann verzichten, wenn man sich im Alltag oder auf Arbeit viel bewegt, fährt viel Fahrrad usw.
Stille Übungen (Meditationen) sind essentiell für die qualitative Entwicklung des Geistes. Ohne sie ist es unmöglich, einen Sprung auf eine neue Existenzebene zu schaffen.
Man muss ganz klar verstehen: man macht kein Qigong, solange man nicht übt (dasselbe gilt auch für andere Praktiken).
Manche Menschen interessieren sich sehr für dieses Thema, sie reden oder lesen gerne über verschiedene Phänomene der Heilung oder Entwicklung durch Qigong. Aber wenn man nur über fremde Erlebnisse hört oder diskutiert, bekommt man keine eigenen Erfahrungen und kommt dadurch selber nicht voran.
Es ist ähnlich, wie wenn man über eine Delikatesse viel reden oder denken würde, ohne sie einfach zu probieren. Nur dadurch kann man ihren wahren Geschmack erfahren. Gefühle, wie z.B. Liebe, muss man genauso selber erleben, um sich dadurch zu bereichern. Fremde Erzählungen bringen da nicht viel.
Deswegen wird es in ZYQ nicht empfohlen, am Anfang der Praxis sehr viele Bücher zu lesen. Daraus kann man das Wissen (was gut für andere Branchen ist), aber nicht die Erfahrungen (was in Qigong zählt) schöpfen.
Es ist besser, erst mit der Qigong-Praxis zu beginnen, einen gewissen Fortschritt zu haben, und dann die Ergebnisse der eigenen Praktik mit dem Wissen aus den Büchern zu vergleichen.
In Zhong Yuan Qigong ist es wichtig, nicht nur regelmäßig zu üben, sondern auch Tao und De im Alltagsleben zu praktizieren.
Tao kann man ungefähr als einen Weg der bewussten Entwicklung, der Natürlichkeit und der Ausgeglichenheit erklären;
De ist die innere gute Kraft, die den Menschen dazu bringt und befähigt, Gutes zu bewirken.
Das ist eins der leitenden Prinzipien in Zhong Yuan Qigong.
Das heißt, es gibt keine Vorgaben, wann und wo man praktizieren soll oder in welche Himmelsrichtung man sich ausrichten soll, was häufig in anderen Schulen betont wird.
In ZYQ lernen wir, mit dem ganzen Universum in Kontakt zu kommen und von ihm zu lernen.
Deswegen haben solche irdische Begriffe, wie Himmelsrichtung oder Tageszeit, nur eine beschränkte Bedeutung.
Dies ist die grundlegende Entwicklungssrategie in Zhong Yuan Qigong.
Es wird häufig angenommen, dass Entspannung das primäre oder gar das einzige Ziel beim Qigong-Üben wäre. Aber es ist in der Wirklichkeit nicht so.
Entspannung ist nur der erste Schritt auf dem langen Weg zu sich selber. In ZYQ entspricht der Entspannungszustand der 1.Stufe der Entwicklung.
Unter Entspannung versteht man ein wohliges gelöstes Gefühl im Körper und eine Ruhe des Geistes, wenn die Gedanken in der Meditation nicht mehr stören.
Weiterhin praktiziert man noch wesentlich tiefgreifendere Zustände:
Stille – ein tiefer Meditationszustand, wenn die Gedanken praktisch abwesend sind und der Praktizierende sozusagen „nicht mehr da“ ist, d.h. seiner Umgebung und sich selber nicht mehr bewusst ist. Das Erleben von diesem Zustand kann vieles im Körper bewirken, denn in Abwesenheit von Gedanken lösen sich die Energieblockaden viel besser und effektiver. Ab dieser Stufe können auch die außergewöhnlichen Fähigkeiten entwickelt werden.
Pause – ein „Ausfall“ des Bewusstseins, den man mit einer Pause beim Filmschauen vergleichen könnte: die Zeit scheint zu stoppen und ein Übergang zu anderen Dimensionen von Erkenntnis wird möglich. Nur im Pausezustand kann die Seele den Körper verlassen und somit qualitativ neue Erfahrungen und Wissen sammeln.
Erst nach der Pause sind die weiteren Entwicklungsstufen möglich:
Weisheit – ein kosmisches Verständnis für alle Dinge und Zusammenhänge des Lebens;
Wahrheit – eine so vollständige Vereinung mit dem Universum, dass man Dinge so, wie sie wirklich sind, erkennen kann.
Nur wenn man die die Zustände "Entspannung - Stille – Pause..." folgerichtig praktiziert, kann man wirklich von der „Entwicklung der Seele“ sprechen.
Das ist der sichere Entwicklungsweg in jedem ernsthaften System der höchsten Ebene.